Manche Babys haben körperliche Besonderheiten, die auf ein mögliches Down-Syndrom hinweisen. Zur Diagnose verwendet man eine Chromosomenanalyse, denn jede Zelle der betroffenen Menschen hat 47 statt der üblichen 46 Chromosomen (dies bezeichnen Mediziner auch als „Trisomie 21“). Auch ohne diese Diagnosemethode zeigen sich typische körperliche Besonderheiten, die einzeln oder zusammen auftreten können.

Mögliche körperliche Besonderheiten und Probleme

  • mandelförmige, nach oben außen hin schräge Augenlider,
  • helle Punkte an der Außenseite der Regenbogenhaut der Augen,
  • eine kleine sichelförmige Hautfalte an den inneren Augenwinkeln,
  • ein vergrößerter Abstand zwischen der ersten und zweiten Zehe.
  • Einige Babys haben neben den noch weichen Stellen der Schädeldecke (Fontanelle) eine zusätzliche dritte Fontanelle zwischen großer und kleiner Fontanelle.
  • Die Muskelspannung ist vermindert und die Zunge häufig steht aus dem Mund hervor. Das erschwert das Saugen und das Baby ist oft müde.
  • Durch die offene Mundhaltung und durch eine erschwerte Nasenatmung kommt es häufiger zu Infektionen und Erkältungskrankheiten.
  • Ca. 40-60 % der Neugeborenen haben Herzfehler,
  • ca. 12 % der Neugeborenen haben einen Darmverschluß oder Darmprobleme,
  • Funktionsstörungen der Schilddrüse (meist Unterfunktion) sind ebenfalls häufig.

Sinneswahrnehmung

  • Ungefähr die Hälfte der Menschen mit Down-Syndrom sind schwerhörig, oft verursacht durch enge Gehörgänge oder Flüssigkeitsansammlungen im Mittelohr (Paukenergüsse).
  • Noch häufiger sind Sehstörungen (beispielsweise Schielen, Kurz-/Weitsichtigkeit oder Linsentrübungen.
  • Körperwahrnehmung und Bewegungswahrnehmung sind ebenfalls häufig erschwert.

Sprachentwicklung

Die Entwicklung von Kindern mit Down-Syndrom ist vergleichsweise verzögert. Sprache und Sprachverständnis sind anfangs noch schneller als die motorische Entwicklung. Nach dem 5. Lebensjahr erfolgt meist eine Umkehrung.

Die sprachlichen Fähigkeiten sind wie bei allen Kindern sehr verschieden. Auch bei schweren motorischen Problemen kann die Sprachentwicklung gut verlaufen. Es gibt es einige typische Probleme beim Spracherwerb:

  • frühkindliche Saug-Schluckmuster werden länger als gewöhnlich beibehalten,
  • erschwerte Zungenbewegung und Aussprache durch eine schlaffe Zunge,
  • Fehlbildungen an Zähnen, Kiefer, Gaumen, Gaumensegel und Zunge können die Sprachentwicklung erschweren.
  • Die Reaktionen auf Kommunikation sind oft stark verzögert, z.B. Schwierigkeiten beim Blickkontakt.
  • Stimmstörungen: Menschen mit Down-Syndrom haben in der Regel eine eher heiser klingende und oft undeutliche Stimme.
  • Erste Wörter werden relativ spät gesprochen.
  • Der Aufbau des Wortschatzes und der Grammatik ist stark verlangsamt.

Viele Kinder mit Down-Syndrom entwickeln dennoch eine relativ gute Sprechfähigkeit. Lernprobleme und eventuell starke Verständnisprobleme (sog. geistige Behinderung) können durch Frühförderung und das Eingehen auf die individuellen Körper-Ausdrucksweisen günstig beeinflußt werden.

Bei eingeschränkter Lautsprache sind alternative oder ergänzende Kommunikationsformen zur Verständigung notwendig. Auch nicht hörgeschädigte Kinder mit Down-Syndrom werden als „visuelle Lerner“ bezeichnet. Das heißt: Sie verstehen besser, was sie sehen, als was sie hören. Sie können dann gut und schnell Lesen lernen.

Für Schüler mit Down-Syndrom sind ganzheitliche Leselernmethoden besonders wichtig. Das Lesen sollte von Anfang an mit konkreter Bedeutung verbunden sein. Besonders hilfreich ist der zusätzliche Einsatz von Gebärden (z.B. Fingeralphabeth für Buchstaben). Durch die zusätzliche optische und motorische Darstellung wird das Lesen und Sprechen unterstützt.

Therapie

Kinder mit Down-Syndrom sind häufig von Geburt an mit Operationen und medizinischen Eingriffen konfrontiert – gefolgt von langen Krankenhausaufenthalten und Trennungen von den Eltern. Die dadurch verursachten Traumata und die angespannte Lebenssituation bleiben ein Leben lang Ursache für eine tief greifende Existenzunsicherheit. Dies muss bei allen Therapieansätzen berücksichtigt werden.

Dennoch gelten Menschen mit Down-Syndrom als besonders sozial und emotional zugewandt. In einer Studie heißt es, dass viele dieser Kinder deutliche Stärken im sozialen Bereich zeigen und öfter eine aufgeweckte Stimmungslage haben, mehr auf Musik ansprechen und weniger anstrengend sind als gleichaltrige andere Kinder („Leben mit Down-Syndrom“ (LmDS) Nr. 49, 2005, S.24). Dies legt den Einsatz von Musikherapie Kindern nahe. Bei schwerhörigen oder gehörlosen Kindern bedarf es hierbei besonderer Methoden.

Folgende Therapiemethoden werden häufig bei Kindern mit Down-Syndrom angewandt: heilpädagogische Frühförderung, Ergotherapie, Psychomotorik, Krankengymnastik (häufig nach den Methoden von Bobath und/oder Vojta) und die Orofaziale Therapie nach Castillo Morales.

Häufig eingesetzt wird auch die Gebärdenunterstützte Kommunikation (GuK) nach Etta Wilken oder Unterstütze Kommunikation (UK). Die Deutsche Gebärdensprache DGS bietet darüber hinaus jedoch die Möglichkeit eines erweiterten Wortschatzes, einer umfassenderen Grammatik und Verständigungsmöglichkeit. Dies unterstützt das sprachliche Wachstum im Lauf der Zeit.

Durch Training im Zungen- und Gesichtsbereich (manchmal unterstützt durch eine sogenannte „Gaumenplatte“ beziehungsweise „Stimulationsplatte“) lässt sich die Muskulatur kräftigen, so dass die Zunge im Inneren des Mundes bleibt.

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